Am 13. Mai ist es wieder soweit.
Frauen und Männer, aber auch Jugendliche treffen sich bereits um 05:00 Uhr morgens beim städtischen Werkhof zur gemeinsamen Wallfahrt zur Fatimakapelle Gütle.
Das wiederholt sich in den Monaten Juni, Juli, August, September und Oktober mit jeweils einer abschließenden Messfeier, die jedes Mal von einem anderen Priester abgehalten wird.
Dabei ist immer wieder die Frage gestellt worden, was der Grund zur Abhaltung dieses gemeinsamen Gebetganges in den vergangenen Jahrzehnten war. Leider liegen keine schriftlichen Unterlagen oder Urkunden zu dieser Gütle-Prozession vor, außer einigen Hinweisen, dass anlässlich der Baufertigstellung der Fatimakapelle 1950 eine eindrucksvolle Lichterprozession stattgefunden hat.
So stützen sich meine Kenntnisse ausschließlich auf die mir gegenüber gemachten Aussagen des damaligen Altlandeshauptmannes Ulrich Ilg, der mit dem Kriegsjahr 1944 eine sehr bedrohliche Entwicklung auf unsere Stadt zukommen sah.
Infolge der großen Zerstörungen bei Luftangriffen auf die Rüstungsbetriebe im süddeutschen Raum - speziell
Friedrichshafen - wurden immer mehr Produktionen von Rüstungsgütern nach Vorarlberg, hauptsächlich in die bestehenden Betriebsareale der Textilbetriebe in Dornbirn ausgelagert.
Damit war die große Sorge gegeben, zum neuen Angriffsziel für die Alliierten, ähnlich Friedrichshafen zu werden.
Aus großer Dankbarkeit, dass Dornbirn von Zerstörung verschont geblieben ist, wurde das Versprechen, vor allem von politischer Seite gegeben, Wallfahrten nach Maria Bildstein abzuhalten, wobei einige
Jahre später die neu fertiggestellte Fatimakapelle im Gütle zum heutigen Wallfahrtsort wurde. Altlandeshauptmann Ulrich Ilg, als gläubiger Christ, ist bis in sein hohes Alter und bis es sein gesund-
heitlicher Zustand nicht mehr zuließ, dem Versprechen treu geblieben. Wir sehen darin die Verpflichtung, diesen vorgegebenen Weg weiterzugehen, denn Dankbarkeit kennt keine zeitlichen Grenzen.
Rudi Sohm